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Parfum: Ohne Worte – Düfte lösen Gefühle aus

 

Ohne WorteAm Anfang war das Wort – so steht es geschrieben. Klar, das Medium „Sprache“ ist ein komplexes Verständigungswerkzeug, das dem Homo sapiens sapiens vorbehalten ist. Analysieren des Gegebenen oder Abstrahieren vom Konkreten? Solch menschenspezifische Hirnakrobatik wäre ohne Sprache kaum denkbar. Und doch gibt es noch eine andere, sehr viel archaischere Form der Kommunikation: Ganz still und oft ohne es zu merken, tauschen wir uns nonverbal aus – über unseren Geruchssinn.

In der Tierwelt ist die Verständigung über die Nase ein weit verbreitetes Phänomen. Sei es der Blumenduft, welcher der Biene den Weg zum Nektar weist. Oder der Geruch verdorbener Nahrung, der die Maus Gefahr wittern lässt. Oder ein bestimmtes Odeur im Urin der Löwin, das dem Löwenmann die Paarungswilligkeit der Dame seiner Wahl signalisiert.

Dass dies auch beim Menschen – zumindest in Ansätzen – klappt, legen Studien nahe. Stockholmer Forscher ließen weibliche und männliche Probanden östrogen- und testosteronähnliche Substanzen riechen. Das Ergebnis überrascht nicht: Die östrogenartige Substanz löste bei den Männern einen erhöhten Blutfluss im Hypothalamus aus, einer Hirnregion, die das Sexualverhalten mit beeinflusst. Frauen indes reagierten auf den testosteronartigen Stoff. Auch die Erkenntnisse der Forscher um den Schweizer Evolutionsbiologen Claus Wedekind zeigen deutlich die Duftpräferenzen weiblicher Probandinnen, die ihre Nasen für die Wissenschaft in männliche Schweißproben steckten.

Gerüche wirken auf uns, ohne das Großhirn, den Sitz der Vernunft, zu tangieren. Sie gelangen ungefiltert ins limbische System, das Hirnzentrum des Unbewussten, dorthin, wo Gefühle und Instinkte entstehen. Fürs Verarbeiten von Gerüchen sind Hirnregionen zuständig, die entwicklungsgeschichtlich sehr alt sind, die also schon bei unseren urzeitlichen Ahnen vorhanden waren. Jüngere, höher entwickelte Gehirnareale kommen erst zum Tragen, wenn der empfangene Duft bewertet und eingeordnet werden soll.

Ob individuelle Körperausdünstung oder wohlriechendes Duftwässerchen – Gerüche sind sehr „urtümliche“ Ausdrucksformen, die uns unmittelbar berühren, jenseits der Vernunft und damit bar jeglicher Vorurteile und Ressentiments.

Zunächst gelangt der Geruch in den Riechkolben. Dieser oberhalb der Nasenwurzel liegende Hirnbereich leitet den Impuls ans Riechhirn weiter, von dem eine Direktverbindung besteht zum Sitz der Emotionen, dem Mandelkern (ebenfalls ein entwicklungsgeschichtlich sehr alter Hirnteil). Die eingegangene Information, der Geruch, erzeugt bestimmte Emotionen. Riechen wir zum Beispiel frischen Kaffee, entsteht ein wohliges Gefühl.

Auch die sexuelle Anziehungskraft zweier Personen ist unter anderem das Ergebnis archaischer Geruchsempfindungen. Über den Körpergeruch unseres Gegenübers identifizieren wir sie oder ihn als geeigneten Paarungspartner. Denn der Eigengeruch ist nichts anderes als das Produkt zerfallender menschlicher Zellen, deren Überreste den Körper über die Hautoberfläche verlassen und so den ureigenen Duft des individuellen Immunsystems nach außen transportieren.

Kurz gesagt: Um dem Nachwuchs einen möglichst umfassenden Immunschutz mitzugeben, sind bei der Partnerwahl Gegensätze gefragt. Das sonnenverwöhnte Blumenkind wird sich eher zum erdigen Wurzeltyp hingezogen fühlen, während die orientalische Wüstenblume in der saftigen Zitrusfrucht ihre optimale Ergänzung findet.

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